Tonleitern, hilfreich oder notwendiges Übel

Tonleitern sind der Tonhöhe nach geordnete Anreihungen von Tönen die durch Rahmentöne begrenzt werden. In der Regel hat eine Tonleiter den Umfang einer Oktave und ist nach oben sowie nach unten wiederholbar. Bei uns in Mitteleuropa sowie im allgemeinen in der „westlichen Welt“ sind die vorherrschenden Tongeschlechter Dur und Moll. Wir werden uns daher auf diese gebräuchlichen Tonleitern beschränken und auch unsere Tonleiterstudien sind vorwiegend in Dur und Moll ausgelegt. Wir finden aber auch sicher noch Platz für den Blick über den Tellerrand, den gerade die Mischung verschiedener Tonsysteme macht die Musik heutzutage erst wirklich interessant, auch wenn wir durch Hörgewohnheiten und Dauerberieselung aus dem Radio immer wieder in die gleichen Muster gezogen werden.

Am gebräuchlichsten ist die Dur Tonleiter. Der Charakter einer Tonleiter entsteht durch die Anordnung der Halbtöne. Im Fall von Dur ist das

Ganzton -Ganzton – Halbton – Ganzton – Ganzton – Ganzton – Halbton

Dieses Schema an Tonabständen ist für alle Dur Tonarten gleich. Für unsere erste Tonleiter die komplett ohne Vorzeichen auskommt ergeben sich daraus folgende Töne: C – D – E – F – G – A – H – C
Ab dem C kann die Tonleiter also eine Oktave höher oder tiefer immer wiederholt werden. C-D-E-F-G-A-H-c-d-e-f-g-a-h-c‘-d‘-e‘-f‘-g‘-a‘-h‘-c“ usw. Diese Abfolge ist tatsächlich nur einmal innerhalb unseres Tonsystems möglich, um das Schema mit den Tonabständen beizubehalten, aber von einem anderen Ton zu beginnen, benötigen wir Vorzeichen um die Tonabstände zu erhalten. Wir werden zu geeignetem Zeitpunkt noch näher auf den Aufbau der Dur Tonleiter eingehen und auch weitere Beispiele erstellen.

Die Töne die innerhalb der C-Dur Tonleiter vorkommen bezeichnet man auch als Stammtöne, auf dem Klavier oder anderen Tasteninstrumenten entsprechen diese Stammtöne den weißen Tasten. Auf Stabspielen wie Xylophon, Marimba oder Glockenspiel, finden man die Töne in der unteren Reihe.

Generell ist die Theorie für einen Amateurmusiker nicht von so großer Bedeutung. Ein paar Begrifflichkeiten sollte man dennoch kennen um sich ein Orchester oder Bandproben besser verständigen zu können. Hierzu gehören z.B. Intervallnamen, Tonarten und die wichtigsten Tongeschlechter. Ja nach Musikrichtung sollte man auch die ein oder andere Skala bzw. Tonleiter beherrschen.

Tonleitern für Blechbläser

Transponierende B-Instrumente sollten mindestens die Tonarten von As- bis A-Dur beherrschen (klingend spielen Instrumente von Ges- bis G-Dur). Dies wird in D-Leistungskursen der Musikverbände auch so im Lehrplan aufgeführt, und ist auch sinnvoll da diese Tonarten am häufigsten vertreten sind. Es gibt sicher einige Musiker die noch nie ein Stück in A-Dur gesehen haben, genauso wie es welche gibt die sich regelmäßig in Tonarten wie E- oder H-Dur aufhalten. Moderne Kompositionen und Arrangements verlangen aber auch gerne mehr vom Musiker so dass die Ansprüche hier stark steigen. Daher ist eine gewisse Grundfertigkeit in allen Dur-und Moll Tonarten sicherlich von Vorteil und erstrebenswert.

Im Jazz und Swing liegen die Ansprüche schon um einiges höher, hier findet man häufiger die ungeliebten Kreuztonarten. Das hängt damit zusammen das hier Tasten- und Saiteninstrumente eine große Rolle spielen und die Komponisten nicht so sehr im Hinblick auf die Besetzung der Bläser komponieren sondern eher vom musikalischen Endergebnis geleitet werden.

Übersicht der Dur-Tonarten und Ihre grundsätzlichen Charaktereigenschaften nach Berlioz

Bei brassport unterscheiden wir nur zwischen den transponierenden B (Trompete, Tenorhorn, Tuba in B im Violinschlüssel) und den klingenden Instrumenten (Posaune, Bariton, Tuba in C). Die Charaktereigenschaften sind, von Hector Berlioz in seiner Instrumentationslehre, der Versuch den Tonarten individuelle Klangcharakter zuzuordnen. Diese sind natürlich sehr speziell auf Berlioz‘ Wahrnehmungen zugeschnitten, eignen sich aber als Richtwert ganz gut, wobei ich immer darauf plädiere die Worte der alten Meister nicht zu sehr als Gegeben hinzunehmen. Die eigene Wahrnehmung ist diejenige, auf die es ankommt. Wenn C Dur für Euch fröhlich und heiter klingt, dann ist das so, egal was Berlioz, Charpentier oder Schubarth dazu gesagt haben.

Die Charaktereigenschaften haben im Laufe der Zeit sowieso immer mehr an Bedeutung verloren, da mittlerweile fast alle Instrumente chromatisch spielen lassen und die Eigenschaften der einzelnen Instrumente nicht mehr so sehr ins Gewicht fallen. Zudem kommt hinzu das ein Klavier in der Regel gleichstufig gestimmt ist, somit alle Tonarten generell den gleichen Klangcharakter haben, und die moderne Musik durch die Digitalisierung sowieso von den Tasteninstrumenten dominiert wird, da diese sich am einfachsten in der digitalen Umgebung verwenden lassen.

Dennoch sind bestimmte Tonarten auf verschiedenen Instrumenten gut und einfach spielbar während andere Instrumente dort dann ihre Schwierigkeiten haben. Dadurch ergeben sich dann Instrumentenabhängig gewisse Klangverhältnisse im Orchester die auch heute noch zu den von Berlioz gemachten Angaben passen können, hierbei gilt es aber zu beachten das die Charaktereigenschaft, eines Musikstückes, mehr von der Interpretation und den technischen Fähigkeiten eines Orchesters abhängt, als von der verwendeten Tonart. Ein Orchester oder ein Musiker das/der nie Fis Dur gespielt hat wird ein Stück in der Tonart auch nicht unbedingt auf Anhieb „Glänzend und einschneidend“ darstellen können. Dies bedarf sehr guter Kenntnisse in der Musiktheorie und überdurchschnittliche Fähigkeiten auf dem Instrument selbst.

C-Dur

Ernst, aber dumpf und trübe

F-Dur

Markig und kräftig

B-Dur

Edel aber ohne Glanz

Es-Dur

Majestetisch, ziemlich hell klingend, sanft und ernst

As-Dur

Sanft, verschleiert und sehr edel

Des-Dur

Majestetisch

Ges-Dur

Weniger glänzend, zarter

G-Dur

Ziemlich heiter und etwas gewöhnlich

D-Dur

Heiter, lärmend und etwas gewöhnlich

A-Dur

Glänzend, vornehm und freudig

E-Dur

Glänzend, prachtvoll und edel

H-Dur

Edel, hell und strahlend klingend

Fis-Dur

Glänzend und einschneidend

Molltonleitern

Bei den Molltonleitern ist es ein wenig komplexer. Im Gegensatz zu Dur gibt es nicht nur eine Tonleiter sondern für jede Tonart gleich drei verschiedene. Diese sind aber immer nach dem gleichen Muster aufgebaut.

Natürliches Moll

Die natürliche Molltonleiter wird auch reine oder äolische Molltonleiter genannt. Hier liegen die Halbtonschritte zwischen der zweiten und dritten sowie der fünften und sechsten Stufe alle übrigen Tonschritte sind Ganztonschritte. Seit dem 16. Jahrhundert ist die Moll-Skala die nach der Dur-Skala am zweithäufigsten verwendete Tonleiter der abendländischen Musik.

Die natürliche a-Moll-Tonleiter besteht ausschließlich aus Stammtönen: A, H, C, D, E, F, G, A.

Harmonisches Moll

Die harmonische Molltonleiter ist eine Variante der natürlichen Molltonleiter, bei der die siebte Stufe um einen Halbton erhöht ist. Dies geschieht, um die aus Dur bekannte Leittonwirkung auch in Moll zu erzielen. Der Dominantdreiklang wird dann zu einem Durdreiklang. Zum Beispiel wird die siebte Stufe g von a-natürlich-Moll zum Leitton gis erhöht.

Die harmonische Molltonleiter ist eine Zusammenstellung der Töne, die in einer kadenzierenden Akkordfolge mit einem Molldreiklang als Subdominante und einem Durdreiklang als Dominante vorkommen. Da hierbei der harmonische Aspekt im Vordergrund steht, erklärt sich der Name dieser Variante.

Zwischen sechster und siebter Stufe entsteht ein so genannter Hiatus-Schritt (drei Halbtöne). Der Hiatus, welcher der Skala einen orientalischen Anklang gibt, wurde in der abendländischen Musik aufgrund seiner Unsanglichkeit als melodischer Schritt weitgehend vermieden und findet sich allenfalls gelegentlich in der Instrumentalmusik.

Die Töne der harmonischen a-Moll-Tonleiter sind: A, H, C, D, E, F, Gis, A.

Melodisches Moll

Die harmonische Molltonleiter enthält den schwer singbaren Hiatus-Schritt zwischen sechster und siebter Stufe. Um ihn zu vermeiden, wird bei der melodischen Molltonleiter die sechste Stufe ebenfalls erhöht. Damit entspricht die Skala bis auf den dritten Ton (Mollterz zum Grundton) der Durskala.

Da der künstlich erzeugte Leitton beim Abwärtsgehen nicht nötig ist, wird dann – abgesehen vom melodischen Moll im Jazz[1] – das natürliche Moll verwendet.

Die Tonstufen der melodischen a-Moll-Tonleiter aufwärts sind: A, H, C, D, E, Fis, Gis, A.

Melodisches wie auch harmonisches Moll dienen häufig der Hervorhebung kurzer Passagen, meistens des Schlusses, wo ansonsten meist natürliches Moll erklingt. Das obige Beispiel zeigt dies: Nach zwölf Takten natürlichem Moll (ohne Versetzungszeichen) kommt erst im vorletzten Takt melodisches Moll, und der letzte Takt kann auch als harmonisches Moll interpretiert werden.

Für die Einbeziehung der Leiter in die Akkord-Skalen-Theorie ist jedoch die unterschiedliche Form je nach Aufwärts- oder Abwärtsbewegung der Leiter unbrauchbar. Man verwendet daher hier nur die Aufwärtsform und bezeichnet sie als „Melodisch Moll aufwärts“ (kurz „MMA“). Die MMA-Leiter ist Grundlage für viele im Jazz oft verwendete Tonleitern.

Zigeunermoll

Diese weitere Variante der Molltonleiter wird in der Zigeunermusik (insbesondere die Musik der Sinti und Roma), aber auch z. B. bei Franz Liszt (Ungarische Rhapsodien) verwendet. Sie entspricht dem harmonischen Moll mit erhöhter vierter Stufe. Dadurch entsteht ein zweiter übermäßiger Sekundschritt (Hiatus) zwischen der dritten und vierten Stufe, der – ähnlich wie beim harmonischen Moll – einen besonderen orientalischen Anklang erzeugt.

Die Töne der a-Zigeunermoll-Tonleiter sind: A, H, C, Dis, E, F, Gis, A.

Ganzton-Halbtonleiter

Ganztonleitern

Chromatische Tonleiter

Pentatonische Tonleiter

Blues Tonleiter

Tonleitern im Überblick

Tonleitern im Jazz

Jazz Harmonic Studies. Die wichtigsten Tonleitern, Akkorde, Skalen zum schnellen Erlernen der Jazzgrundlagen

Viele Menschen, die ein Musikinstrument spielen, interessieren sich für das Thema Improvisation und Jazz. Vielen von Ihnen fehlt allerdings auch ein Lernkonzept, vor allem, was die harmonischen Grundlagen angeht. Theoriebücher können nur teilweise weiterhelfen, weil sie keine praktische Anleitungen zum schnellen Erlernen aufweisen. Welche Töne verbergen sich also hinter der geheimnisvollen Sprache der Akkordsymbole? Was sind „modale Skalen“? Wie viel an theoretischen Hintergrundinformationen braucht es, um einen gelungen Solo-Chorus zu spielen? Und wie trainiert man das? Hier setztzen die „Harmonic Studies“ von Christian Winninghoff an.

Andere Dur Tonarten